Anthroposophie und Materialismus

 

Die ursprüngliche Anregung zum Schreiben dieses Kapitel entstand durch ein Gespräch mit meinem Vater, wurde aber erneuert durch die Frage einer mir vertrauten Persönlichkeit. Mein Vater fühlte sich beleidigt, als ich ihn im Gespräch als Materialisten bezeichnete, wo er sich doch als Idealist zu sehen glaubte: Als Oberstudienrat und Gymnasiallehrer für Deutsch ließ er seine Oberstufenschüler zB besonders gerne solche Aufsatz-Themen bearbeiten, wie: "Warum ich lieber in der Bundesrepublik lebe als in der DDR", und erwartete als Begründung sodann eine Diskussion über die Ideale der Demokratie von seinen Schülern. Wenn die aber statt dessen die Vorteile des westlichen Konsums lobten, erhielten sie von ihm eine Sechs als Note. Er hatte also von dem Begriff des "Materialismus" die Trivial-Vorstellung der Konsum-Begeisterung, nicht aber den Begriff des philosophischen Materialismus.

 

Und eine vertraute Persönlichkeit fragte mich erst kürzlich: Was ist das: Der philosophische Materialismus?

 

Der philosophische Materialismus ist eine Philosophie, die die Materie als den Ursprung des Geistes ansieht.

Zwar hat es diese Philosophie schon im klassischen Griechentum gegeben, weil es bei den Griechen schon alle Ideen gab, die es heute gibt. Das hängt damit zusammen, dass Christus den Griechen das Denken geschenkt hat, damit diese es an die Menschheit weitergeben. Das ist dann auch geschehen, denn seit dem klassischen Griechentum hat es keine noch höhere Entwicklung der Philosophie mehr gegeben, allenfalls eine Verbesserung der empirischen Grundlagen. Und unter den 12 Formen des Denkens, die man ungefähr beschreiben kann, ist eine besonders markante Form der philosophische Materialismus, den Christus der Menschheit geschenkt hat, damit sie lernt, wer der größte Feind des Menschen ist.

 

Weltweit führend ist aber der philosophische Materialismus erst seit dem 15. Jahrhundert geworden, und dies auch nicht sogleich, sondern im Verlauf der Globalisierung, die mit der Entdeckung Amerikas durch Columbus eingeleitet wurde. Das hängt mit dem Ende des finsteren Zeitalters zusammen. Zwar endete das finstere Zeitalter erst im 19. Jahrhundert, aber schon seit dem 15. Jahrhundert bereitete sich dieses Ende vor.

 

Was ist das Ende des finsteren Zeitalters? Das finstere Zeitalter endet damit, dass die göttliche Weisheit durch den Erzengel Michael an die Menschheit übergeben wird. Aber seitdem ringt Michael mit Ahriman um die Menschheit. Deshalb wird Michael schon immer als der dargestellt, der mit dem Drachen kämpft. Und der Drache ist der Geist, der aus der Erde aufsteigt.

 

Der philosophische Materialismus wurde im 19. Jahrhundert noch heftig diskutiert und umkämpft, doch die eigentliche Katastrophe kam erst danach: Im 20. Jahrhundert wurde der philosophischen Materialismus nicht mehr bloß gedacht, sondern gelebt: Dies ist die einzige Erklärung für Hitler, Stalin, Mao, Pol Pot usw.

 

Jetzt im 21. Jahrhundert wartet der philosophische Materialismus auf seine nächste Chance, denn er hat sich so allgemein durchgesetzt, dass man gar nicht mehr weiß, dass es ihn gibt. Deshalb denkt man schon gar nicht mehr darüber nach, ob man noch anders denken könnte als im Sinne des philosophischen Materialismus. Und in einer baldigen Zukunft könnte es passieren, dass man die Worte "Geist" und "Bewusstsein" genau so wenig ausspricht, wie man schon heute  nicht mehr von "Hexen" und "Magiern" redet.

 

Dass Ihr zB, die dies lesen, nicht wisst, was der philosophische Materialismus ist, ist ein Beweis für das, was ich gerade erklärt habe. Und dass es Menschen gibt, die darunter leiden, dass die Welt sich in dieser Richtung entwickeln könnte, daran ist nicht die Philosophie schuld. Denn die Philosophie erkennt nur durch die Kraft des Denkens, was sich vor allem im Gefühlsleben des Menschen abspielt und von dort aus in sein unterbewusstes Seelenleben, in den Willen eindringt, wenn das Denken es nicht bemerkt und dagegen ankämpft.

 

Deshalb verkündete Gabriel, der Vorbote Michaels: "Friede auf Erden den Menschen, die eines guten Willens sind!"