ANTHROPOSOPHIE und RASSISMUS

 

In der deutschen Öffentlichkeit melden sich immer wieder Gegner der Anthroposophie zu Wort, die - ohne jeden Sachverstand - der Anthroposophie unterstellen, sie sei rassistisch. Einen besonderen Impetus erhielt diese Diskussion im Jahre 1992 durch die linke Politikerin Jutta von Ditfurth,  weil sie das Wort „Wurzelrasse“ aus den Vorträgen Rudolf Steiners  vom Beginn des 20. Jahrhunderts zitierte, als Rudolf Steiner noch Leiter der deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft war. Sie glaubte, - und nach ihr noch einige weitere "wohlmeinende" Kritiker der Anthroposophie -, damit Rudolf Steiner als Rassisten identifiziert zu haben. Matthias Dobrinski in seinem diesjährigen Leitartikel in der SZ vom 5.9.2019 bringt das Wort „Wurzelrasse“ in diesem Sinne gleich zweimal. Das Wort beschwört den „völkischen Hintergrund“ der Anthroposophie, der im Zusammenhang mit Josef Beuys zum Stereotyp geworden ist.

 

In Erinnerung an die Nazizeit wecken solche Worte wie „Wurzelrasse“ vor allem in Deutschland - aber natürlich auch anderswo - unheimliche Gefühle. Das wissen Journalisten wie Dobrinski und Politikerinnen wie Jutta von Ditfurth natürlich ganz genau.

 

In Wirklichkeit meint der Begriff aber eine Epoche, denn er ist zeitlich, das heißt, im Sinne einer Evolutionsstufe der menschlichen Seele gemeint. Im Verlaufe der Wiederverkörperung des geistigen Kerns der menschlichen Wesenheit (Siehe hierzu meinen Artikel im Kasten "Was ist Spiriritualität?) muss jede menschliche Individualität durch verschiedene Kreisläufe, Runden, Globen, Wurzelrassen und Unterrassen gehen, um sich entwickeln zu können. Aber erst nach und nach konnte Rudolf Steiner die englischen Begriffe der Theosophischen Literatur ins Deutsche übersetzen und sie dabei als Kulturepochen oder Zeitalter bezeichnen.

 

Mit theosophischen Worten gesagt, gibt es sieben Wurzelrassen: 1. die polarische 2. die hyperboräische 3. die lemurische 4. die atlantische und 5. die nachatlantische, in der wir heute leben. Jeder Mensch lebt heute mit theosophischen Worten gesagt in der 5. Wurzelrasse. Es werden noch zwei weitere Wurzelrassen folgen. Das ist also das Unspektakulärste, das es überhaupt geben kann. Es ist unmöglich, daraus den Vorwurf zu machen, dass damit irgendeine Mehrheit oder Minderheit von Menschen als höher- oder minderwertig betrachtet werden könnte. Also fehlt das, was man als „völkischen Hintergrund“ oder Rassismus im Sinne der Nazis hinter dem Begriff Wurzelrasse vermutet, in der Anthroposophie vollständig.

 

Das Wort Rasse ist in diesem Zusammenhang grob irreführend. Deshalb verwandelte Rudolf Steiner diese und ähnliche englische Worte der theosophischen Literatur in zeitliche Begriffe. Das Missverständnis rührt wahrscheinlich auch daher, dass die Theosophie im 19. Jahrhundert in der englischen Sprache entstand. Das Wort „race“ hat im Englischen weitere Bedeutungen wie „Rennen“ oder „Lauf“, also eine zeitliche Mitbedeutung. Das Wort Rasse im Deutschen hat diese zeitliche Mitbedeutung nicht, sondern ist rein körperlich und physisch zu verstehen.

 

In seinem Roman „Vril“ spricht der Theosoph Bulwer-Lytton von der Zukunft als „the coming race“, was im Deutschen mit dem Wort Rasse nicht ausgedrückt werden könnte.

 

Noch missverständlicher ist das Wort Unterrasse, weil man heute den Begriff „Untermensch“ aus der nationalsozialis- tischen Rassenlehre durchhören könnte. Aber auch das theosophische Wort Unterrasse ist zeitlich gemeint und durch die Wiederverkörperung ganz unabhängig von der rein geistigen Individualität des einzelnen Menschen.

 

In der jetzigen, nachatlantischen Epoche gibt es 7 Unterrassen, nämlich: uralt-indisch, uralt-persisch, chaldäisch-ägyptisch-hebräisch, griechisch-lateinisch und abendländisch (heute). Zwei weitere Unterrassen werden noch folgen. Noch weiter in die Zukunft zu blicken, wagt sich auch Anthroposophie nicht.

 

Es ist also schon eine ziemliche Dummschwätzerei, wenn man das Wort Wurzelrasse anführt, um R. Steiner Rassismus vorzuwerfen, eine Dummheit, die von den ganz besonders schlauen Leuten wie Helmut Zander vermutlich bewusst gepflegt wird, um die eigene, politisch motivierte, Verleumdungsabsicht zu verhüllen.

 

Dass die Rassenlehre der Nazis der Anthroposophie widerspricht, geht auch schon daraus hervor, dass die Nazis die Anthroposophie aus diesem Grunde verboten. Rassismus und Nationalismus wurden von R. Steiner als antimichaelisch (womit der Erzengel Michael als der geistige Führer unserer Zeit gemeint ist) bezeichnet (GA 237, 28.7.1924).

 

Am 26.10.1917 in GA 177 sagte R. Steiner im Zusammenhang mit den Geistern der Finsternis: „Wer heute von dem Ideal von Rassen und Nationen und Stammeszusammengehörigkeiten spricht, der spricht von Niedergangsimpulsen der Menschheit“.

 

Karl Heyer hat ein Buch verfasst „Rudolf Steiner über den Nationalismus“ (erschienen 1949, wiederaufgelegt 1993 im Perseus Verlag, Basel), woraus hervorgeht, wie viele und welche Hierarchien von Widersacher- und Gegenmächten den Nationalismus benützen, um die Menschen herabzuziehen und zum Bösen zu veranlassen. Sogar idealistische Menschen werden dadurch verwirret, dass man noch das Wort Sozialismus (das ja nur ein Ideal der Menschheit sein kann) hinter das Wort Nationalismus anhängt. All dies soll durch Anthroposophie rechtzeitig erkannt, verstanden, verhindert und überwunden werden.

 

Nun scheint fürs erste einmal geklärt zu sein, dass der Rassismus-Vorwurf gegen die Anthroposophie eine Dummheit ist, insofern der Gebrauch des Wortes „Rasse“ innerhalb der Anthroposophie ganz einfach darauf zurückzuführen ist, dass anfangs Rudolf Steiner seine Vorträge als Vorsitzender des deutschen Zweiges der Theosophischen Gesellschaft hielt, und im Englischen (der Sprache der damaligen theosphischen Gesellschaft) das Wort „Race“ nicht biologisch gemeint, sondern auch eine zeitliche Nebenbedeutung im Sinne von Kultur- oder Geschichtsepoche hat, also im Sinne einer Evolutionsstufe der menschlichen Seele gemeint ist, deren Weiterentwicklung sich sowohl die theosphische als auch die anthroposophische Gesellschaft nahezu ausschließlich widmen.

Fürs erste geklärt heißt aber noch längst nicht für immer geklärt. Dies wird schlagartig klar anhand konkreter Beispiele aus den Vorträgen Rudolf Steiners, unter denen ich mich für einen einzigen als Bespiel entschieden habe, weil hier das Problem das Rudolf Steiners thematisieren möchte noch krasser als sonst hervortritt:

 

"Neulich bin ich in Basel in eine Buchhandlung gekommen, da fand ich das neueste Programm dessen, was gedruckt wird: ein Negerroman, wie überhaupt jetzt Neger allmählich in die Zivilisation von Europa hineinkommen! Es werden überall Negertänze aufgeführt, Negertänze gehüpft. Aber wir haben ja sogar schon diesen Negerroman. Er ist urlangweilig, greulich langweilig, aber die Leute verschlingen ihn. Ja, ich bin meinerseits davon überzeugt, wenn wir noch eine Anzahl Negerromane kriegen und geben diese den schwangeren Frauen zu lesen, in der ersten Zeit der Schwangerschaft namentlich, wo sich heute ja gerade solche Gelüste manchmal entwickeln können - wir geben diese Negerromane den schwangeren Frauen zu lesen, da braucht gar nicht dafür gesorgt zu werden, dass Neger nach Europa kommen, damit Mulatten entstehen; da entsteht durch rein geistiges Lesen von Negerromanen eine ganze Anzahl von Kindern in Europa, die ganz grau sind, Mulattenhaare haben, die mulattenähnlich aussehen werden.

(Rudolf Steiner; GA 348, S. 185)

 

Für einen heutigen Mitteleuropäer sind solche Aussagen, wie sie hier aus dem Munde Rudolf Steiners kommen nicht mehr mit Übersetzungsschwierigkeiten aus dem Englischen erklärbar!

 

Warum nicht? – Ganz einfach deshalb, weil wir uns daran gewöhnt haben, die Einflüsse anderer Völker auf unsere Kultur ungeprüft als so genannte "grundlegende Menschenrechte" zu akzeptieren. Einer der überhaupt schlimmsten Fälle solcher ungeprüften Übernahmen aus der Kultur anderer Völker ist das Tabakrauchen, das uns nicht nicht einmal mehr als "kulturelles Import-Problem" erscheint.

 

 

Wer selbst eimal Raucher war und es sich dann endlich abgewöhnt hat, weiß, wovon ich spreche! Aber: Oh Wunder, die europäische Öffentlichkeit könnte es in diesem Falle ja doch irgendwann einmal schaffen, das Tabakrauchen ganz zu überwinden und dahin zu verbannen, "Wo der Pfeffer wächst", wie man so gerne sagt, denn damit wäre genügend ausgedrückt, dass das Tabakrauchen ein ursprünglich "exotischer Eindringling" aus der Welt der Indianer, Azteken und Inkas ist!

 

 

Aber immer noch gibt es tabaksüchtige Mitteleuropäer, die an der Stichhaltigkeit jahrzehntelanger wissenschaftlicher Forschung zweifeln, aus der sich ergeben ergeben hat, dass Tabakrauchen nicht nur die Entstehung der Nr 1 unter den Krebskrankheiten in extremem Ausmaß fördert, sondern auch die Nr 1 unter den Herzkreislaufkrankheiten, die so genannte Arteriosklerose, und damit nicht nur den Herzinfarkt, sondern auch den Schlaganfall und die Entstehung von Asthma fördert und dass,-allerdings für die Öffentlichkeit nahezu unbemerkt-, auch der Harnblasenkrebs nahezu ebenso stark mit dem Tabakrauchen zugenommen hat wie der Bronchialkrebs.

 

Nun ist diese Übernahme des Tabakrauchens durch die Europäer keineswegs das einzige Beispiel für den Einfluss der Kultur auf die Leiblichkeit des Menschen: In den letzten Jahrzehnten hat die Übernahme des Opium-Genusses und des Genusses anderer Rauschdrogen aus der asiatischen in die europäische Kultur ebenfalls gigantische Ausmaße angenommen und ist noch immer im Zunehmen begriffen, obwohl hier die Zerstörung des Körpers noch weit gefährlicher ist. 

 

 

Nun spricht ja der Text von R. Steiner mehr noch als nur die „Negertänze“ an, nämlich auch die von ihm so benannten „Negerromane“ seiner Zeit, bei denen ich nicht sicher bin, ob ich dergleichen je gesehen habe. Aber das Problem das hier besteht, dürfte klar sein: Rudolf Steiners Prognose für die europäische Kulturentwicklung ist längst erwiesene und von den meisten mehr oder weniger tolerierte Gegenwart. Auch die Befürchtung Steiners, dass das Lesen von entsprechender Literatur prägend auf die körperlichen Eigenschaften ungeborener Kinder, besonders in der Frühschwangerschaft einwirkt, erscheint aufgrund von Erkenntnissen der modernen Epigenetik nicht mehr allzu weit aus der Luft gegriffen.

 

Ein anderer Aspekt dieser Sache ist der, dass viele europäische „Gelehrte“ die heute noch vorhandenen „Naturvölker“ regelrecht verehren, wohingegen Rudolf Steiner sie mit durchaus ebenso wissenschaftlichen Argumenten als die Abkömmlinge heruntergekpmmener, degenerierter ehemaliger Hochkulturen sah, die nun hereindrängen, weil sie Europa als das „gelobte“ Land wahrnehmen, das sich seit Jahrhunderten dem technischen und sozialen Fortschritt verpflichtet hat, dem sie aber nicht unbedingt ihre Arbeitskraft widmen wollen.

 

 Sollten wir also der Wissenschaft Recht geben, die solche Gewissensfragen zumeist per Mehrheitsentscheidung auf so genannten Konsensus - Konferenzen, also nicht durch demütige Selbstprüfung, sondern durch kollektiven Meinungswang beantwortet?

 

Richtig zum Mode-Pänomen wurde der Drogen-Gebrauch in Europa erst in den Sechziger-Jahren, nachdem die so genannten "Beat-Nicks" in den USA, und dort besonders im nordamerikanischen  Westen, z.B. in Kalifornien, ebenfalls mit dieser asiatischen "Mode" angefangen hatten, worauf ja auch die englische Rock-Gruppe "Beatles" mit ihrer Namensgebung hinweisen wollten, ohne sich dabei bewusst zu werden, dass der Rock als Kultur-Phänomen nichts weiter ist als die Synthese afrikanischer Tänze mit asiatischem Drogen-Genuß.

 

Heute ist der Drogengebrauch so sehr ein weltweit ausgebreitetes "Kultur"-Phänomen geworden, das sich Europa zur Legalisierung zumindest des indischen Hanfes entschließen musste, aber kaum jemand in der Öffentlichkeit denkt laut darüber nach, welche negativen Folgen das für die Menschheitszukunft haben könnte.

 

Nur Rudolf Steiner, der ein großer Aussenseiter und zugleich ein großer Pädagoge war, nahm hier kaum ein Blatt vor den Mund, indem er sich fragte: Welche Voraussetzungen hat denn der massenhafte Drogengebrauch,- übrigens erst Recht des Alkohol-Missbrauches- was sind die kollektiven Ursachen?

 

Seine Antwort war einfach: Drogengebrauch setzt voraus, dass die Persönlichkeit schon geschädigt sein muß, bevor sie derartige Gelüste entwickelt, wobei er persönlich noch mehr als die Drogen die Gewaltanwendung in der Erziehung als die eigentliche Ursache des Übels ansah und daraufhin die Waldorf-Pädagogik erfand.

 

Genau dasselbe Ergebnis haben ja auch, -aber leider viel zu spät- die kinder- und Jugendpsychiatrischen Studien ergeben, von der die ACE - Studie die berühmteste ist (ACE ist die Abkürzung für Adverse Childhood Experiences, zu Deutsch: Traumatische Kindheits - Erfahrungen). Es wurden namentlich in den USA Studien durchgeführt, die in erschreckendem Ausmaß zeigen, dass nicht nur das Rauchen, nicht nur das Saufen und Fressen, sondern auch der Gebrauch von betäubenden Drogen und die gewaltsame Erziehung der eigenen Kinder nachweislich eine Spätfolge frühkindlicher Traumata und Fehlentwicklungen ist, also, allgemeiner ausgedrückt, das Hauptsymptom eines massiven weltweiten Kulturverfalles ist. Das klingt zunächst unlogisch, wenn man nicht bedenkt, dass ja die Eltern auch als Kinder diesen Traumata ausgesetzt waren, denen sie nun ihren Nachwuchs aussetzen.

 

Für Steiner war die Drogensucht damals noch ein spezifisch asiatisches Phänomen, aber er suchte und fand die Ursachen zunächst nur in der asiatischen Spiritualität, die er zu Recht als ein "Sich Berauschen an den esoterischen Weisheiten" der jahrtausende alten Kulturtradition der asiatischen Religionen mit den entsprechenden Folgen für die allgemeine Bevölkerung bezeichnete. In seinen öffentlichen Vorträgen befürchtete er dies Schicksal offenbar auch für Europa, und deshalb setzte er auf die europäische Rasse als den Kulturträger der Zukunft.

 

Für die heutigen Kritiker Rudolf Steiners, die offenbar noch gar nicht so weit geblickt und gedacht haben, wurde Steiner immer mehr zum Ärgernis, obwohl er ja nur offen aussprach, was für uns alle längst unwiderleglich wahr sein müsste, aber als Selbsterkenntnis eben nur schwer ertragbar ist. So wird das schlechte Gewissen vieler Menschen zum Hass auf die Anthroposophie. Und jeder muss sich fragen, wo er selbst in dieser Tragödie steht