Neurodermitis

 

1.a) Neurodermitis disseminata

 

Die typische über die Haut verbreitete (disseminierte) Neurodermitis ist ein stark juckender, zumeist rötlicher, oft auch schuppender, gelegentlich auch nesselartiger, in jedem Fall aber chronischer, in Schüben verlaufender Hautausschlag, der symmetrisch die Augenregion, das Dekolletee, die Arm- und Kniebeugen und die Finger betrifft.

 

Neurodermitis ist konstitutionell bedingt, d.h., es liegt eine innere Anlage zu allergischen Hautausschlägen vor. Diese ist in vielen Fällen, - aber keineswegs immer -, mit Asthma bronchiale und Heuschnupfen kombiniert.

 

Die Neurodermitis wird in der akademischen Medizin als "unheilbar" aufgrund einer angeborenen „Fehlprogrammierung des Immunsystems“ gesehen.

 

Einerseits will die naturwissenschaftliche Medizin aufgrund dieses Krankheitsverständnisses das Immunsystem dämpfen, andererseits aber doch nicht ganz ausschalten, da es ja auch notwendige Funktionen innerhalb des Organismus erfüllt. So konzentriert sich heute die akademische Forschung darauf, die Hemmung des Immunsystems so effektiv und langfristig, zugleich aber auch so eng wie möglich lokal eingegrenzt zu gestalten.

 

Ganz anders der anthroposophische Arzt: Für ihn ist es ein „Glücksfall“, wenn er einen Patienten mit einem allergischen Hautausschlag bekommt, denn diese Art von Hautausschlägen sind ihm keine „Fehlprogrammierungen“, sondern nach auswärts gerichtete Kraftakte, die als Befreiungsschläge des Organismus gegen innere Störungen gedeutet und behandelt werden müssen.

 

Durch allergische Hautausschläge spricht sich für den anthroposophischen Arzt ein Zweifaches aus:

 

Erstens, dass der Stoffwechsel irgend eines Organes in der Tiefe des Organismus, und hier insbesondere die Leber, den Anforderungen nicht gerecht wird, die darin bestehen, die Nahrungsstoffe, und hier insbesondere die Nahrungseiweiße, dem Aufbau des Organismus einzugliedern. Anlass zu dieser chronischen oder auch akuten Stoffwechselschwäche sind nervöse Erregungen, die den Astralleib (d.h. den leiblichen Träger der Empfindungs- und Bewegungsfähigkeit) so nach der Peripherie des Organismus hin ablenken, dass er seine Stoffwechselaktivität in den zentrale Organen des Organismus nicht mehr gerecht wird. Die Nahrungsstoffe, insbesondere die Nahrungseiweiße sammeln sich dadurch unverarbeitet an und werden so zur Belastung. Im Gegensatz zu den rheumatischen und Auto-Immun-Krankheiten werden aber diese unverarbeiteten Nahrungsstoffe nicht abgelagert und entzündlich eingekapselt, sondern unter heftigem Jucken über die Haut ausgeschieden. Stoffwechseltätigkeit und nervöse Erregbarkeit bilden also ein Gleichgewicht innerhalb des Organismus, das bei der Neurodermitis in der Richtung der Übererregbarkeit verschoben ist.

 

Zweitens aber, dass diese Fehlfunktion nicht einfach erduldet wird, bis es zur Katastrophe kommt, sondern mit Explosivität nach außen getragen wird, um dort eine vergleichsweise harmlose, wenn auch kosmetisch unerfreuliche und bisweilen auch qualvoll juckende „Antwort“ zu erfahren.

 

So bietet also jeder Hautausschlag die Chance, eine innere Schwäche des Organismus aufzuspüren, die ohne den Hautausschlag nicht zutage getreten wäre. Insofern ist jeder juckende Hautausschlag dieser Art ein Indikator dafür, dass eine besonders günstige Prognose, d.h. eine besonders gute Heilungsaussicht besteht. In der Naturheilkunde und der Homöopathie werden immer wieder Krankheiten als „zurückgeschlagenen Hautausschläge“ bezeichnet. Diese heute recht ungebräuchliche Betrachtungsweise verdankt ihre Entstehung einem Heilerinstinkt, der in den Hautausschlägen nicht die Krankheit selber, sondern nur deren Symptom sieht: Hautausschläge sind notwendige Ausscheidungsprozesse, die nur am falschen Ort, d.h. nicht über den Darm oder die Nieren, sondern über die Haut erfolgen. Mit diesen abnormen Ausscheidungsprozessen möchte sich der Organismus von Substanzen befreien, die er nicht richtig verdauen und eingliedern kann.

 

Unterdrückt man nur diese Ausscheidungsprozesse, ohne die Schwäche im Stoffwechsel zu beheben, wie dies mit Cortison und den Antihistaminika geschieht,  dann können primär harmlose Substanzen zu „Giften“ werden. Unter „Giften“ verstehe ich hier alle Substanzen, die der Organismus nicht „verdauen“, das heißt: verwandeln, verwenden, oder auf dem normalen Weg über den Harn oder Stuhlgang ausscheiden kann. Der hier gemeinte „Giftbegriff“ macht also nur Sinn im Verhältnis zu den ganz individuellen Kräften des Organismus. Und wenn man in der Naturheilkunde von „Entgiftung“ spricht, dann müssen damit nicht unbedingt hochgiftige Substanzen gemeint sein, sondern alle Substanzen, die der Organismus nicht „verdauen“, verwandeln, verwenden, oder auf dem normalen Weg  ausscheiden kann.

 

Die hier in besonderem Maße für den Krankheitsverlauf der Neurodermitis ausschlaggebende Reaktionsweise des Organismus auf sonst eher harmlose Substanzen wird als „Allergie“ bezeichnet. Unter Allergien versteht man erworbene Unverträglichkeiten, die aber nur entstehen, wo entsprechende Ungleichgewichte zwischen der Überaktivität des Nervensystems und einer Schwäche des Stoffwechsels bestehen.

 

Andererseits ist die Bezeichnung „Neurodermitis“ für diese chronisch-entzündliche Hautkrankheit ebenso zutreffend, wie die Bezeichnung „allergisches Ekzem“, denn aktuelle Verschlimmerungen können stark von nervösen Belastungen geprägt sein.

 

Wir machen daher zwei grundlegende Erfahrungen bei der Behandlung der Neurodermitis:

 

1. Je "schlimmer" die Symptome, desto besser die Heilungsaussichten, weil die „Heftigkeit“ der Beschwerden nicht die Krankheit selbst, sondern Ausdruck der Bereitschaft des Organismus zur „Revolte“ gegen eine sonst versteckt bleibende Schwäche ist.

 

2. Krankheiten, für die es sonst wenig Heilungsaussichten gibt, wie zum Beispiel Multiple Sklerose, Morbus Krohn, Colitis Ulcerosa, oder Krankheiten, für die es keine brauchbare Erklärung gibt, wie zum Beispiel Vitiligo, oder der kreisrunde (im Unterschied zum diffusen) Haarausfall, können plötzlich bei einer erfolgreichen Neurodermitis-Behandlung verschwinden. Anhand dessen, was im Vorangegangenen über die Entstehung von „Giften“ im Organismus gesagt ist, wird also deutlich, wie wichtig eine nicht nur oberflächliche Behandlung der Neurodermitis sein kann.

 

Sonderformen der Neurodermitis:

 

1.b) „Milchschorf“

 

Der sogenannte Milchschorf tritt extrem früh im Kleinkindesalter auf und zeigt nach meinem Verständnis eine untypische Verteilung der Hautausschläge im Vergleich zur klassischen Neurodermitis, denn nun ist die Kopfhaut und die Windelregion, und somit vor allem der Unterleib betroffen.

 

1.c) (Atypische) Neurodermitis des Unterleibes und der Beine.

 

Für die klassische Neurodermitis typisch ist die Ausstrahlung der Hauterscheinungen nach oben, das heißt zum Kopf hin und zu den Stellen, die wie der Kopf sehr empfindlich sind, also zum Beispiel das Dekolletee, die Hände, die Innenseite der Ellenbeugen und in die Kniekehlen. Davon weichen manche Verlaufsformen der Neurodermitis aber deutlich ab, indem die Hauterscheinungen am Unterleib, zum Beispiel um den After, an den Genitalien, in der Leistenregion, oder an den Beine auftreten, und dann auch eher die Ellenbogen und Knie anstelle der Ellenbeugen und Kniekehlen betreffen.

 

Wenn dies der Fall ist, liegt mit Sicherheit eine zusätzliche Ursache vor, am häufigsten eine Nahrungsmittel-Allergie. Diese ist nicht durch die bei Hautärzten üblichen Tests erfassbar, sondern nur durch den ImuProTest, der eine Bestimmung der spezifischen IgG-Antikörper gegen Nahrungsmittel liefert.

 

Der ImuProTest wird nur von Privat-Kassen bezahlt, und ist leider wissenschaftlich noch umstritten. Er kostet 343.- EURO. Weil er wissenschaftlich umstritten ist, findet man über ihn viel Negatives im Internet. Ich verwende diesen Test aber seit 15 Jahren und habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Es gibt auch keine Alternative.

 

1.d) Kontakt – Dermatitis

 

Die sogenannte Kontakt – Dermatitis ist ein Spezialfall der Neurodermitis und als solcher eben nicht allgemein auf die Haut verbreitet, sondern auf bestimmte Hautregionen beschränkt, die irgendwelchen chemischen Reizen ausgesetzt sind. Sind diese chemischen Reize beruflich bedingt, spricht man auch vom Berufs-Ekzem.

 

Die Ursachen sind identisch mit denen der Neurodermitis, so dass neben der Vermeidung des Hautkontaktes mit dem auslösenden Reiz dieselbe homöopathisch-anthroposophische Behandlung erfolgreich und nachhaltig wirksam ist.


 

Hier finden Sie ein Interview mit Heinrich Brettschneider zum Thema Neurodermitis, Schuppenflechte und Asthma:

 

http://jucknix.de/integrative-medizin-gegen-neurodermitis-asthma-interview/