"Schreikinder"

 

 

Was ist ein "Schreikind"?

Ein "Schreikind" ist nicht nur ein Kind, das übermäßig häufig und lang anhaltend schreit. Ein Schreikind hat fast immer zusätzliche Störungen, zu denen als die häufigsten Schlaf-, Ess- und Verdauungsstörungen gehören.

 

Ein typischer Irrtum unserer Zeit besteht darin, dass das Phänomen "Schreikind" auf psychische Ursachen, und damit auf Erziehungsfehler zurückgeführt wird. Und so werden - wie könnte es anders sein - gleich auch Schuldgefühle bei den Eltern - insbesondere bei den Müttern - hervorgerufen, deren Inhalt in etwa der Folgende ist: Oh Gott! Habe ich als Mutter versagt?

 

Solche Schuldgefühle sind nicht nur zerstörerisch für die Paarbeziehung der Eltern oder für die Gesundheit der Allein-Erziehenden, sondern auch völlig fehl am Platz, weil sie nicht zur Lösung des Problems beitragen, das als solches ja schon groß genug ist, und nicht selten bereits von Anfang an besteht, also von daher schon gar nicht auf Erziehungsfehler bezogen werden kann.

 

Welche Lösungen bietet die Anthroposophische Medizin?

 

Aus anthroposophischer Sicht handelt es sich zuerst einmal darum, das sogenannte "Schreikind" nur als die Oberfläche des Problems zu sehen, das aber grundsätzlich als körperlich verursacht anzusehen ist. Hier muss nun der Arzt herausfinden, ob es sich um eine primäre Dominanz des Nervensystems, oder darum handelt, dass das Nervensystem keinen Anschluss an das Stoffwechselsystem findet.

 

Mit der spezifisch anthroposophischen Diagnostik und der daraus sich ergebenden homöopathischen Therapie kann gerade im Säuglings- und Kleinkindesalter nicht nur eine sofortige Beruhigung und Behebung der Schlaf-, Ess-, und Verdauungsstörungen erreicht werden. Es werden mit dieser Therapie weit darüber hinaus auch die Weichen für die ganze spätere Entwicklung des Kindes gestellt!

 

Warum besteht ausgerechnet die anthroposophische Medizin darauf, dass es sich beim Phänomen des "Schreikindes" um körperliche Ursachen handelt?

 

Hierzu muss man in Betracht ziehen, dass ja die Empfängnis, Embryonalzeit und Geburt des Menschen zu den größten Wundern dieser Welt gehört! Wie kann das Wunder vollbracht werden, dass ein geistiges Wesen sich einen seinem Wesen zunächst noch ganz fremden, physischen Leib zur Wohnstätte macht?

 

Nun, bei diesem wunderbaren Vorgang sind erst einmal zwei grundsätzlich verschiedenene Probleme möglich: Der Geist des Kindes kann sich in einen Leib "inkarnieren" der primär nicht so richtig zu ihm passt, den es sich also erst nach und nach "erobern" muss. Zweitens können aber auch auf dem Weg in diesen Leib hinein Hindernisse auftreten, die dazu führen, dass der physische Leib, auch wenn er primär sehr passend ist, nicht voll ergriffen werden kann. Dies zu erkennen und genau zu differenzieren, um welches der beiden Prbleme es sich handelt, ist die Aufgabe des Arztes.

 

An dieser Stelle seien hierzu noch zwei der häufigsten Vorurteile besprochen:

 

Vorurteil Nr 1:

Wenn die Eigenschaften des physischen Leibes erblich sind, dann kann man daran nichts ändern.

 

 

Antwort: Die Wahrheit ist (wie zumeist im Leben) komplizierter!

Der physische Leib, den der Geist des Kindes bei seiner Inkarnation "vererbt" bekommt, dient diesem Geist nur als Vorbild. Das ist so ähnlich, wie nicht nur Leonardo, Michelangelo und Raffael, sondern selbstverständlich auch Van Gogh, Klee und Picasso ihre natürlichen Vorbilder hatten. Aber was sie aus diesen Vorbildern schufen, das war das Produkt ihrer "Genialität". "Genialität" ist also nur ein Synonym für "Geistes-Schöpfer-Macht". Und so ist das, was im späteren Leben jedes einzelnen Menschen aus dem Vorbild des physischen Leibes geschaffen wird, ein Ergebnis der "Genialität" jedes einzelnen Menschen. Leider ist es nicht selten, dass die "Genialität" des einzelnen Menschen nicht weiter reicht als das, was bis in unser Jahrhundert hinein immer noch viele Menschen als Aufgabe der Kunst betrachten: Die bloße Wiederholung des bereits Vorhandenen. Es kann aber auch sein, wie oben angedeutet, dass körperliche Hindernisse auftreten, die die "Genialität" jedes einzelnen Menschen daran hindern, in der Gestaltung des physischen Leibes wirksam zu werden. Und so ist also die Antwort auf die Frage: Wie unveränderlich sind die Erbeigenschaften beim Menschen? eine sehr komplizierte, weil alles änderbar ist, aber vielfach dennoch nicht verändert wird. Und hier muss der Arzt erkennen, wo Hindernisse auftreten, und helfen, diese zu überwinden.

 

Vorurteil Nr 2:

Da die Ursachen für das Phänomen "Schreikind" psychisch sind, kann man medikamentös nichts erreichen.

 

 

Antwort: Im Säuglings-, Kleinkindes- und Kindesalter wirken psychische Einflüsse unendlich viel stärker als jemals später! Aber gerade weil sie so stark wirken, wirken sie direkt in die Leiblichkeit des Kindes hinein und bestimmen die körperliche Gesundheit im weiteren Lebensverlauf so stark, dass die Folgen oft erst zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr manifest werden. Dies sind die Gründe, warum Diabetes, Hochdruck, Herzinfarkt, Rheuma und viele weitere chronische Krankheiten vielfach erst im 4. Jahrzehnt manifest werden, und warum sich viele Eltern vom anfänglichen Karriere-Erfolg ihrer Kinder darüber hinwegtäuschen lassen, wie gut oder schlecht ihre Erziehung war. Was wir aber als die sich offenbarende "Psyche" im Säuglings- und Kleinkindesalter wahrnehmen, ist ungleich stärker als beim Erwachsenen von den körperlichen Zuständen überformt. Beides: Die starke Empfänglichkeit des Körpers für psychische Einflüsse und die starke Abhängigkeit der Psyche von den körperlichen Vorgängen hat eine gemeinsame Ursache: Im Säuglings-und Kleinkindesalter gibt es noch nicht diese weitgehende gegenseitige Autonomie der körperlichen und der psychischen Vorgänge, wie sie beim Menschen - im fundamentalen Unterschied zum Tier - mit dem 21. Lebensjahr erreicht wird.

 

 

 

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